Ein Geopunkt zum Anfassen

Quelle: Bergsträsser Anzeiger 13.9.2022

Für die Schwestern Anja Kraus und Monika Reimund (geborene Kraus) hat der Geopunkt in Schannenbach eine ganz besondere Bedeutung. Dort sind auf der Schautafel zur Steingewinnung am Krehberg unter anderem ihr Vater Georg Kraus (geb. 1921, gestorben 1969) sowie der Großvater Christian Kraus bei der Arbeit im Steinbruch zu sehen. Dr. Nathalie Benker, die Vorsitzende des Verschönerungsvereins Schannenbach, freute sich, die Schwestern bei der Einweihung des Geopunktes unter den Gästen begrüßen zu können.

Nathalie Benker (Mitte) vom Verschönerungsverein freute sich, die Schwestern Anja Kraus und Monika Reimund bei der Einweihung des Schannenbacher Geopunktes, zu dem sie einem persönlichen Bezug haben, zu begrüßen.
© DERIGS

Manche Projekte dauern etwas länger, sind dann aber umso beeindruckender. Davon konnten sich die zahlreichen Gäste bei der offiziellen Einweihungsfeier des am Eingang zum Lautertaler Ortsteil in unmittelbarer Nähe des Dorfgemeinschaftshauses neu geschaffenen Geopunktes „Natursteinbau am Krehberg“ überzeugen. Mit der Einweihungsfeier stand am Samstag der am höchsten gelegene Ortsteil im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Gemeinde Lautertal im Mittelpunkt des Geschehens.

Die ersten Überlegungen zur Schaffung dieses sehenswerten Freilichtmuseums hatte vor etwa 30 Jahren der damalige Ortsvorsteher Hermann Bauer mit der Auswertung des Gemeindearchivs angestoßen. Zur 600-Jahr-Feier Schannenbachs im Jahr 1998 entstand ein Heimatbuch und damit die Idee, die interessante Geschichte des Natursteinabbaus am Krehberg für die Öffentlichkeit aufzubereiten und zugänglich zu machen.

Daran erinnerte Dr. Nathalie Benker – sie ist promovierte Materialwissenschaftlerin – bei ihrer Ansprache. „Die jetzt vollbrachte Fertigstellung ist ein Meilenstein und weiterer Höhepunkt in der Erarbeitung und der Darstellung der Geschichte unseres Dorfes. Zudem ist der Geopunkt auch ein schönes Beispiel für gelungenes dörfliches Engagement“, führte sie in ihrer Dankesrede an die vielen unterschiedlichen Helfer und Unterstützer des Projekts aus. „Wenn viele an einem Strang ziehen, kann Großes bewirkt werden“, freute sie sich stellvertretend für alle Beteiligten und die Dorfbewohner.

Pragmatische Umsetzung

Dies unterstrichen auch Lautertals Bürgermeister Andreas Heun, der die Anwesenden – darunter der Vorsitzende der Lautertaler Gemeindevertretung Helmut Adam und Ortsvorsteher Andreas Benker – eingangs begrüßt hatte, ebenso wie der Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf und die Geschäftsführerin des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, Dr. Jutta Weber.

„Nach einem Gespräch mit Herrn Reiner Rößler, der mir das Projekt im Rathaus näherbrachte, habe ich Jahre nichts mehr gehört. Und plötzlich war alles fertig“, freut sich Heun über die pragmatische und unaufgeregte Fertigstellung des Geopunktes. „Was wir dazu als Gemeinde beitragen konnten, haben wir in den Gremien, der Verwaltung und mit Unterstützung des Bauhofservices KMB gerne getan.“

Matthias Schimpf, der auch die Grüße des Landrats übermittelte, beglückwünschte die Gemeinde Lautertal zu diesem schönen Geschenk, das sie zum 50. Geburtstag durch das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen erhalten habe. „Damit bleibt auch ein Stück der Dorfgeschichte bewahrt“, sagte er auch mit Blick auf das vor 50 Jahren geschaffene „Kunstgebilde“ der Gemeinde Lautertal.

Dr. Jutta Weber, die vom stellvertretenden Landrat des Kreises Miltenberg, Günther Oettinger, begleitet wurde, hob die Besonderheit des neuen Geopunktes unter den inzwischen über 450 Geopunkten im Naturpark Bergstraße-Odenwald hervor. „Hier gibt es etwas zum Anfassen und Erleben“, freut sie sich mit Blick auf die zahlreichen Exponate. „Erdgeschichte, Steingewinnung am Krehberg und die Nutzung der Werkzeuge für die Hartgesteinsgewinnung sind hier erlebbar und anschaulich dargestellt“, so Dr. Weber. „Menschen haben die Landschaft seit jeher geprägt. Auch zukünftig wird dies so sein. Deshalb ist es wichtig, diese Veränderungen für die Nachwelt zu bewahren.“

Bei einem anschließenden Umtrunk im Dorfgemeinschaftshaus konnten die gewonnenen Eindrücke noch vertieft werden. Wer noch mehr Zeit und Lust hatte, konnte sein Wissen bei Vorträgen von Jochen Babist vom Geopark, von Ortsvorsteher Andreas Benker, dessen Vorgänger Harald Lannert und Reiner Rößler zur Dorfentwicklung, Eingemeindung und Schannenbacher Infrastruktur vertiefen. Zudem brachte Wolf Nevermann einen Film „Schannenbach – Ein kleines Paradies“ von Dr. Eduard Feldhofen aus den 1960er-Jahren zur Aufführung. Der Film-Titel könnte ohne Übertreibung ganz sicher auch in die heutige Zeit übertragen werden. fred

Bilder von der Veranstaltung am 10.9.2022