Steingewinnung am Krehberg

Schon im 2. bis 4. Jh. n. Chr. arbeiteten am Felsberg römische Steinmetze. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit waren oberflächennahe Steinblöcke eher Hindernis: „Steineversenker“ vergruben oder sprengten Blöcke aus landwirtschaftlichen Nutzflächen; für den Hausbau verwendete man angewitterte Feldsteine.

Erst 1879 entdeckten böhmische Steinmetze die „blauen Steine“ und begannen mit deren Abbau und Verarbeitung. Schnell entwickelte sich im Lautertal bis Lindenfels eine rege Steinindustrie. Aufgrund der Härte, Farbe und Beständigkeit wurde auch der Diorit des Krehbergs mit seinen Varietäten gewonnen. Mit Ausnahme des Steinbruches Märkerwald oberhalb von Gronau kennzeichneten aber eher Kleinbetriebe mit einem bis zehn Mitarbeitern den Abbau am Krehberg. 

Genehmigt wurde der Abbau durch die Grundstückseigentümer, wobei die Forstverwaltung den ordnungsgemäßen Betrieb überwachte und im Auftrag der Eigentümer die Werkstücke und produzierten Mengen aufzeichnete. Die Brüche am Krehberg wurden bereits zwischen 1948 und 1970 wieder aufgegeben; vielfach sind die Halden und Bruchwände aber heute noch gut in der Landschaft auszumachen. 

Der Abbau war harte Handarbeit, Lockerungssprengungen erfolgten mit Schwarzpulver, um im wertvollen Gestein keine unnötigen Haarrisse und Prellungen zu verursachen. Die Arbeiten fanden unter freiem Himmel und unter Einsatz von Stangengerüsten und Holzleitern, oft in gefahrvollen Abbauzonen, statt. Bei der Spaltung und Zurichtung der Rohblöcke kamen Spalt- und Federkeile zum Einsatz. Nicht alle Steinhauer konnten sich anfänglich Werkzeuge aus geschmiedetem und gehärtetem Stahl leisten. So behalf man sich bei der Spaltung auch hier mit Holzkeilen. Diese Technik hatten bereits die Römer u.a. in der Steinbearbeitung erfolgreich angewendet.

In einer waagerechten Reihung von breiten Keiltaschen oder Rillen sind Bleche eingelassen, in welche sehr trockene Holzkeile eingetrieben wurden. Danach wird Wasser über die Keile gegossen, was den Stein auseinander treibt. Erst ab den 1920er Jahren erleichterten Pressluftbohrer die Arbeit. Abraum wurde mit Loren auf die Halden verbracht, die Blöcke wurden mit Winden und Kränen aus den Abbauzonen gezogen und an Ort und Stelle zu Pfosten für Hoftore, zu Türpfosten, Türstürzen, Fenstergewänden, Treppenstufen, und Bordsteinen verarbeitet. Auch für Grab- und Grenzsteine war das hochwertige Gestein interessant. Außerdem fand das beim Zurichten der Blöcke abgesprengte Natursteinmaterial Verwendung beim Bau von Dorfstraßen und Wegen (Rollpflaster), sowie für Mauersteine. Größere Steinquader für Brücken- und Flussbauwerke mussten durch die Dörfer und Ortsverbindungswege an die Bahnlinien nach Fürth oder Bensheim transportiert werden. 

Vielen Familien in den umliegenden Dörfern sicherte die Steingewinnung das Einkommen. Steinbrecher, Steinmetze, Schmiede und Fuhrleute waren in der schnee- und eisfreien Zeit mit dem Abbau, der Bearbeitung und dem Transport der begehrten Natursteine befasst.